Senones, das ehemalige Fürstentum: eine unbekannte Vergangenheit, die es zu entdecken gilt
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- By Café du Château
Das im Herzen der Vogesen gelegene Senones könnte als eine friedliche Kleinstadt wie viele andere durchgehen. Doch hinter seinen ruhigen Gassen und grünen Bergen verbirgt sich eine ebenso erstaunliche wie unbekannte Geschichte: Mehrere Jahrhunderte lang war Senones die Hauptstadt eines unabhängigen Fürstentums, des Fürstentums von Salm. Ja, unabhängig. Mit einem Fürsten, einem Hof, eigenen Gesetzen ... und sogar einer eigenen Währung.
Ein Fürstentum im Herzen der Vogesen
Die Geschichte beginnt im Mittelalter. Etwa im 11. Jahrhundert wird die Grafschaft Salm von einem Zweig des Adelshauses von Luxemburg gegründet. Im Laufe der Jahrhunderte wird das Gebiet aufgeteilt, aber ein Teil bleibt um Senones herum bestehen. Im Jahr 1751 wird dieser kleine Staat offiziell zu einem Fürstentum des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation.
Stellen Sie sich vor: Während Frankreich nebenan im Rhythmus der Bourbonenkönige lebt, lebt Senones nach seinen eigenen Regeln und wird von einem Fürsten regiert, der in der ehemaligen Abtei residiert, die in einen fürstlichen Palast umgewandelt wurde.

Ein besonderes Leben zwischen Frankreich und dem Kaiserreich
Das Fürstentum Salm genießt einen halbunabhängigen Status: Es gehört nicht zum Königreich Frankreich, ist aber auch nicht völlig isoliert. Es unterhält diplomatische Beziehungen, druckt seine eigene Währung (den "Gros de Salm") und seine Einwohner sind keine Untertanen des Königs.
Diese Sonderstellung zieht an - und zwar nicht nur Neugierige. Philosophen wie Voltaire pflegen einen Briefwechsel mit den gelehrten Mönchen der Abtei, insbesondere mit Dom Calmet, der für seine Schriften über Vampire und religiöse Texte berühmt ist.


Das Ende einer Ära (und eines Traums)
Die Unabhängigkeit von Senones hielt den revolutionären Wirren jedoch nicht stand. Im Jahr 1793 wird das Gebiet von Frankreich annektiert. Der letzte Fürst von Salm muss fliehen und das Fürstentum wird aufgelöst. Die Symbole der fürstlichen Macht wurden nach und nach vergessen oder neu erfunden.
Heute bewahrt Senones, wenn man darauf achtet, die Spuren dieser einzigartigen Geschichte:
- Die Abtei im Zentrum des Dorfes zeugt von der Macht von gestern.
- Der Fürstenpalast, heute ein Verwaltungsgebäude, trägt noch immer die Spuren des einstigen Prunks.
- Und vor allem liegt in der Luft die Atmosphäre einer kleinen, vergessenen Hauptstadt, an der Grenze zwischen Realität und Roman.

Ein etwas anderer Besuch
Bei einem Besuch in Senones geht es nicht nur darum, ein schönes Städtchen in den Vogesen zu bewundern. Es bedeutet, auf den Spuren eines souveränen Territoriums zu wandeln, eines winzigen Staates, der in Vergessenheit geraten ist, aber einen unsichtbaren Abdruck im Gedächtnis der Orte hinterlassen hat.
Wenn Sie also das nächste Mal durch Senones fahren, stellen Sie sich diese Frage:
"Was wäre, wenn ich, ohne es zu wissen, ein verschwundenes Königreich besuche?".
